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Jetzt wird’s eng: Wie viel Bauen verträgt die Stadt?
Zukunftsfähige Stadtplanung mit Daniel Fuhrhop
Dienstag, 23. August 2016, 19:00 Uhr
Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Straße 92, 30165 Hannover
Podiumsdiskussion mit VertreterInnen der Ratsfraktionen der Landeshauptstadt Hannover. Moderator ist der Architekt Wolfgang Müller-Lohrengel, Göttingen.
Veranstalter BUND Kreisgruppe Region Hannover im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband Niedersachsen e.V. in Kooperation mit der Bauteilbörse Hannover, Glocksee Bauhaus e.V.
Einladung „Wie viel Bauen verträgt die Stadt?“ als pdf-Datei
Plakat zur Veranstaltung als pdf-Datei
Wer ist Daniel Fuhrhop?
- Preisträger (1. Platz beim „Ideenpreis Immobilien für eine alternde Gesellschaft“) für den Text „Willkommensdorf“. Der Wettbewerb wurde in Kooperation mit der Immobilien Zeitung sowie mit Frank Löwentraut, Dozent der IREBS Immobilienakademie und Geschäftsführer von Aaetas Consult, ins Leben gerufen und 2016 zum dritten Mal vergeben.
- Dozent bei der Ringvorlesung Postwachsumsökonomie an der Universität Oldenburg mit dem Thema „Verbietet das Bauen!“
- Autor der Bücher „Verbietet das Bauen!“ (2015) und „Willkommensstadt – wo Flüchtlinge wohnen und Städte lebendig werden“ (ab 16. August 2016 im Handel)
- Gründer des Stadtwandel-Verlags in Berlin (1998), um sich mit Experten aus Stadtplanung, Architektur und Immobilien nach einem sinnvollen „Stadtwandel in Zeiten des Klimawandels“ zu beschäftigen und das mit einer gleichnamigen Publikations- und Veranstaltungsreihe realisierte.
- weitere Informationen auf der Internet-Seite: http://www.daniel-fuhrhop.de
Systemisch vernetzte Herausforderungen
Daniel Fuhrhop fördert mit seinen Aktivitäten eine Baukultur, die auf die Herausforderungen unserer Zeit eingeht, z.B. Umwelt- und Ressourcenschutz, Grenzen des Wachstums, Klimawandel, Wohnungsknappheit, Flächenverbrauch.
Was er mit seinen Veröffentlichungen erreichen möchte, ähnelt der Arbeit von Prof. Dr. Harald Welzer: Er beschreibt zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsstile, allerdings spezialisiert für die Wohnungswirtschaft. Dabei sind Architekten, Unternehmen und Verwaltungen auf die Unterstützung der Gesellschaft angewiesen. Schließlich handelt es sich um systemisch vernetzte Aufgaben.
Bauen im Bestand und Kreislaufwirtschaft als Lösung
Die Art des Wohnens, Lebens, Arbeitens in Städten und auf dem Land lässt sich weder von oben verordnen, noch ausschließlich unternehmerisch lösen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Benötigt werden praxisorientierte Handlungsperspektiven, wie sie vom Bauen im Bestand und dem Betrieb einer Bauteilbörse ausgehen.
Ein Aufsatz von klimaretter.info beschreibt Daniel Fuhrhops-Thesen anhand der durchschnittlichen Wohnfläche pro Kopf:
Die von Lobbyisten bestellten Wohnungsnot-Studien sprächen von einem weiter hohen Neubau-Bedarf, weil sie die bisherigen Trends einfach fortschrieben – etwa beim Flächenverbrauch pro Person. „Es ist aber kein Naturgesetz, dass wir immer mehr Platz verschwenden und etwa eines Tages 60 Quadratmeter pro Kopf brauchen.“ Der Experte rechnet vor: „Würden wir noch so wohnen wie vor 20 Jahren, stünden nun jetzt sechs Millionen neu gebaute Wohnungen bereit. Dies böte sogar 15 Millionen Flüchtlingen Platz.“
Eine solche Zeitmaschine gibt es freilich nicht, das weiß auch Fuhrhop. „50 Werkzeuge, die Neubau überflüssig machen“ hat er deswegen in seinem Buch aufgeführt. Darunter: die systematische Erfassung und Vermarktung des Leerstands, Kauf und Weiterverkauf heruntergekommener Häuser an Selbstnutzer, Umbau von Büros in Wohnungen, neue platzsparende Wohnformen wie das Mehrgenerationen-Wohnen und „als letzten Schritt“ eine Zuweisung von Mietern an Eigentümer lange leerstehender Häuser. Er ist sich sicher: Bei Umsetzung dieser Maßnahmen ist „sogar mehr Fläche frei, als wir nun wegen der Flüchtlinge brauchen“.
Sorgen um die Jobs in der Baubranche muss man sich nicht machen, wenn Fuhrhop recht hat. Für die Sanierung und Modernisierung bestehender Gebäude brauche man nämlich „tendenziell zwar weniger Baustoffe, aber mehr Personal als beim Neubau“.
Wir würden uns freuen, wenn Sie die Informationen zur Veranstaltung an Interessierte weitergeben möchten und wir Sie zum Abend mit dem BUND und seinen Gästen begrüßen dürfen.
LINK, GEO Forum: „Hört auf zu bauen!“
Nachtrag vom 24.08.2016
Von Othmar Fett
„Verbeitet das Bauen!“ ist eine Wiederentdeckung des gesunden Menschenverstandes im Baubereich. Mit „Willkommensstadt“ zeigt Daniel Fuhrhop, das seine Suffizienzinstrumente auch in Krisenszenarien funktionieren können. Das schöne an seinen beiden Büchern ist, sie enthalten wenig Utopisches, sondern fast nur Beispiele, die längst funktionieren aber dennoch utopisch klingen. Mir scheint, er hat sich am Konzept der „Geschichten des Gelingens“ der Stiftung FuturZwei orientiert.
Von Gert Schmidt
Wer Stéphane Hessel gelesen hat und nach Möglichkeiten sucht, findet bei bei Daniel Fuhrhop einen Werkzeugkasten, um aktiv zu werden.
Fast alle 100 Stühle waren besetzt, als Daniel Fuhrhop gestern seine Thesen zur Stadtentwicklung vorstellte – Beifall für seinen Vortrag, überwiegende Zustimmung von den Gästen.
Das neue Buch „Willkommensstadt“ trifft den Nerv der Zeit:
http://www.verbietet-das-bauen.de/willkommensstadt-blick-ins-buch/
Zu teuer, zu aufwändig?
Daniel Fuhrhop überzeugt mit Logik – ein Beispiel: Wer beteuert, dass bauen im Bestand zu aufwändig und zu teuer sei, sollte besser genauer hinschauen. Auch bei Neubauten ginge regelmäßig einiges schief – nur sei das vorher nicht bekannt. Das Kostenargument, das oft zugunsten von Neubauten vorgebracht würde, sei deshalb regelmäßig nicht zutreffend.
Die Frage „Wie viel Bauen verträgt die Stadt“ wurde an dem Abend zwar nicht beantwortet, so dass die gute Vorlage des Referenten nicht genutzt wurde. Selbstkritisch muss auch die Bauteilbörse sagen, dass unsere Beiträge unklar formuliert waren. Hier müssen wir hinsichtlich des Auftritts auf Veranstaltungen und deren Dramaturgie üben – eine typische Aufgabe für eine junge Initiative.
Aber ein paar Lösungen waren im Saal versammelt, u.a.:
* KleingärtnerInnen, die auf die Flächenversiegelung durch Neubau aufmerksam machten.
* Menschen, die sich für den Erhalt von öffentlichen Plätzen als Begegnungsorte einsetzen.
* Wohnprojekte, denen es gelingt, Wohnflächen so zu organisieren, dass die Gebäudesubstanz erhalten bleibt und sich die Menschen auf kleinem Raum wohlfühlen.
* Zwischenraumnutzung
* Mehrfach genannt: Erhalt von Bausubstanz.
Für all das stellt die Bauteilbörse eine Infrastruktur, Ideen und Bauteile zur Verfügung.
Dazu findet am 08.09.2016 eine Veranstaltung der Architektenkammer statt: „Ressource Architektur – Kreislaufwirtschaftspotenziale im Hochbau“:
Interessante Links des Abends und was beim anschließenden Netzwerken empfohlen wurde:
http://zwischenraum-hannover.de
http://www.koebberlingkaltwasser.de
Netzwerken als Gewinn: Einige Teilnehmerinnen tauschten ihre Kontaktdaten, um miteinander im Gespräch zu bleiben.