Die Bauteilbörse Hannover engagiert sich für große Ziele in Hannover
Masterplan Stadt und Region Hannover | 100% für den Klimaschutz
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Region bis 2050
Hier ein Auszug aus dem Endbericht:
9.5 REGIONALE WIRTSCHAFTSKREISLÄUFE / ABFALLWIRTSCHAFT
Ein nachhaltiger und verantwortungsvoller Umgang mit Produkten und Verfahren kann in globalen Wertschöpfungsketten angesichts der Transportwege und unterschiedlichen Produktionsbedingungen kaum nachvollzogen werden. Dagegen können zahlreiche Produkte ebenso in regionalen Wirtschaftskreisläufen hergestellt bzw. verarbeitet werden. Auch im Entsorgungssektor liegen noch erhebliche Möglichkeiten zur Wiederverwendung brach, die aus Gründen des Klimaschutzes und der begrenzten Ressourcen möglichst umfassend genutzt werden sollten.
In der Abbildung 15 wird die im Ziel‐Pfad der Szenarienberechnungen angenommene Entwicklungder nicht‐energiebedingten THG‐Emissionen bis 2050 dargestellt.
9.5.1 (WESENTLICHE) SZENARIEN‐ANNAHMEN 2050
Die Szenarien‐Annahmen aus dem strategischen Handlungsfeld der regionalen Wirtschaftskreisläufe / Abfallwirtschaft unterscheiden sich strukturell von denen der übrigen Handlungsfelder. Hier werden ausschließlich die nicht energiebedingten THG‐Emissionen in der Region Hannover betrachtet. Alle energiebedingten THG‐Emissionen dieses Handlungsfelds, wie beispielsweise Emissionen durch landwirtschaftlichen Verkehr, Beheizung der Gebäude und Produktionsstätten etc., sind den anderen Handlungsfeldern entsprechend zugeordnet. Diese Daten wurden ebenfalls in der Szenarienberechnung berücksichtigt, sind allerdings nach Sektoren aufgeteilt. So werden beispielsweise die Emissionen der in der Landwirtschaft eingesetzten Traktoren und Schlepper dem Verkehrssektor zugerechnet. Die nachfolgend aufgeführten Annahmen wurden zwischen dem IE Leipzig und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Strategiegruppe abgestimmt.
Tabelle 14: Ergebnisse aus den Szenarien‐Berechnungen für die Fortschreibung des Trends bis 2050 sowie den Ziel‐ Pfad 2050: Annahmen für nicht‐energiebedingte THG‐Emissionen62
Die Tabelle unterscheidet vier Quellgruppen, die nicht‐energiebedingte Treibhausgase emittieren. Für die Landwirtschaft sehen die bundesweiten Annahmen vor, dass in 2050 vornehmlich durch technische Maßnahmen 57 % der THG‐Emissionen gegenüber 2010 reduziert werden. Hingegen werden im Ziel‐Pfad 2050 in der Region Hannover für den landwirtschaftlichen Sektor Reduktionsmöglichkeiten von 71 % angenommen. Wälder, Moore und Industrieprozesse wurden in der Berechnung nicht berücksichtigt, da Wälder in der nationalen Bilanzierung als CO2‐Senken nicht zugelassen sind. In Bezug auf die Moore ist die Datenlage unsicher. Prozessbedingte Emissionen der Industrie fallen in der Region Hannover aufgrund des heutigen Einsatzes von emissionsarmen Verfahren nur in sehr geringem Maße an.
9.5.2 EMPFEHLUNGEN FÜR MASSNAHMEN
Um den Produzenten und Konsumenten einen wirtschaftlichen Betrieb sowie eine klimafreundliche Kaufentscheidung zu ermöglichen, sind verschiedene Maßnahmen auf der Angebots‐ und Nachfrageseite notwendig. Neben konkreten Unterstützungsmaßnahmen, zum Beispiel im Bereich des Regionalmarketings, spielen Information und Bildung eine wesentliche Rolle. Ferner ist ein intelligentes, regionales Stoffstrommanagement erforderlich. Abfälle werden zu Sekundärrohstoffen, die möglichst in regionalen Kreisläufen geführt werden. Weiterhin erfordert die signifikante Reduktion der Treibhausgasemissionen auch die konsequente Weiterentwicklung der Landwirtschaft zu nachhaltigen Arbeits‐ und Produktionsprozessen. Die wesentlichen Maßnahmen und beispielhaften Instrumente zur Umsetzung sind im Folgenden für die Themenschwerpunkte Lebensmittel, Ernährung, regionaler Markt und Abfall aufgeführt. Die ausführlichen Ergebnisse der einzelnen Strategiegruppen sind in der Dokumentation, die online unter www.klimaschutz2050.de verfügbar ist detailliert zusammengestellt. Lebensmittelerzeugung und ‐verteilung in der Region Hannover Zahlreiche Lebensmittel werden bereits regional erzeugt, dann aber überregional verkauft. Die im Folgenden ausgeführten Instrumente zeigen beispielhaft auf, wie unnötige Transportwege durch Optimierungen in diesem Bereich künftig vermieden werden können. Um die Vermarktung regional hergestellter Lebensmittel vor Ort zu optimieren, wird ein Konzept für den Aufbau von Lebensmittelzentren entwickelt. Diese sollen die Teilverarbeitungen und Logistik für landwirtschaftliche Produkte übernehmen. Im Rahmen der zentralen Versorgungsstrategie werden gezielt Marktsegmente für nicht‐verkaufte Lebensmittel geschaffen und mit Bewusstseins‐Kampagnen unterstützt.
(62 Quelle: IE Leipzig 2013).
Ernährungsbildung
Das Wissen um die Zusammenhänge von Ernährung und Klimaschutz ist wenig verbreitet. Hier sind neue verhaltensbildende Impulse für Kinder und Erwachsene notwendig. In öffentlichen Schulen wird ein Unterrichtsfach zur Alltags‐ und Lebensökonomie in allen Schulformen eingeführt. Besondere Unterstützung erhalten Kochkurse mit Schwerpunkt auf regionalen Produkten und vegetarischer Zubereitung. Es wird ein wöchentlicher vegetarischer Tag in allen Kantinen im Verwaltungsbetrieb (z.B. Rathauskantinen) eingeführt. Darüber hinaus wird mittelfristig der gesamte Lebensmitteleinkauf in kommunalen und regionalen Küchen auf regionale und möglichst fair gehandelte sowie biologische Produkte umgestellt.
Regionaler Markt
Hersteller und Handel, aber auch Konsumenten, brauchen geeignete Rahmenbedingungen und Anreize, um regionale Produkte und Dienstleistungen möglichst ortsnah zu vermarkten. Um Angebot und Nachfrage auf einem regionalen Markt zu etablieren, sind die nachstehend ausgeführten Instrumente geeignet. Zur Förderung einer regionalen Kreislaufführung und Kaskadennutzung werden Nachhaltigkeitskriterien und Bewertungsrahmen geschaffen. Diese finden Anwendung in Gewerbe‐ und Industriegebieten. Die Einführung von regionaler, nachhaltiger Beschaffung und Versorgung in Unternehmen und großen Einrichtungen wird mit Modellprojekten und Wettbewerben öffentlich gefördert. Für Großversorger werden themenspezifische Netzwerke rund um nachhaltige und regionale Beschaffung sowie Ernährung initiiert. Die Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien in der öffentlichen Beschaffung muss anhand eines Bewertungs‐Rasters nachgewiesen werden. Ein Label für regionale und klimaschonende Produkte und Dienstleistungen wird entwickelt. In der Region Hannover werden Anreize im Einzelhandel gesetzt. Diese zielen auf feste Verkaufsflächenanteile für mit dem Regionallabel gekennzeichnete Produkte.
Abfall: Recycling, Upcycling und Rohstoffe
In Hannover wurden bereits im Jahr 2000 durch die Hannover Principles of Design63 neue Maßstäbe für den umweltfreundlichen, nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen gesetzt. Diese Prinzipien sollen aufgegriffen werden. Dazu werden die notwendigen Maßnahmen in den nächsten Jahren entwickelt und die relevanten Partner in Netzwerken zusammengeführt. Angestrebt werden die Förderung und der Aufbau eines Kompetenzzentrums für Rohstoffe und Upcycling. Dieses setzt sich mit der theoretischen und praktischen Umsetzung von Stoffkreisläufen im kommunalen Raum auseinander und zeigt den Unternehmen in und um Hannover die wirtschaftlichen Vorteile der Kreislaufwirtschaft auf. Eine regionale Stoffkreislaufbörse und Reststoffsammelbörse wird aufgebaut, die alle bereits bestehenden Ansätze und Unternehmen einbezieht. Für den Bausektor wird im Kontext der Stoffkreislaufbörse die Wiederverwendung von Bauteilen und –elementen sowie die hochwertige Verwertung von Baustoffen konsequent und aktiv gefördert. Die Umsetzung und Verbreitung erfolgen über Architektenkammer, Handwerkskammer und Bauteilbörse etc.. Mit dem Aufbau von Netzwerken und Kampagnen wird die Nachfrage nach innovativen Reparaturdienstleistungen und Gerätemietangeboten unterstützt. Die Region Hannover entwickelt ein Konzept für einen regionalen und freiwilligen Handel mit CO2‐Zertifikaten. Mit den Zertifikaten wird ein Emissionsausgleich zwischen Emittenten von nicht‐vermeidbaren THG‐Emissionen und Landwirten geschaffen.
(63 Die Hannover Principles of Design wurden als Umweltrichtlinien für die Weltausstellung EXPO 2000 von WilliamMcDonough und Michael Braungart entwickelt.)
Handlungsempfehlungen der Bauteilbörse Hannover zum Masterplan 100% für den Klimaschutz
In der Strategiegruppe für regionale Wirtschaftskreisläufe und Abfallwirtschaft haben derBundesverband bauteilnetz Deutschland e. V. und die Bauteilbörse Hannover Handlungsempfehlungen für folgendes Ziel formuliert:
Nachhaltiges Planen und Bauen in Hannover durch die Berücksichtigung von Materialkreisläufen
Geregelter Rückbau und die Bauteil- Wiederverwendung brauchen Standards:
- Dauerhafte Einrichtung einer regionalen Bauteilbörse und eines Bauteillagers
- Personalstelle „Bauteilsichte/in“ einrichten (Abfallvermeidung und Vorbereiten zur Wiederverwendung)
- Architekturwettbewerb unter dem Aspekt der „Demontierbarkeit“ (Rückbau)
- Abtragegenehmigung statt Abrissgenehmigung
- Studienfach „Recyclinggerechtes“ Planen und Bauen
- Bei Neubau- Nachweisliste der verwendeten Baustoffe
- Förderung des Wiedereinbaus von gut erhaltenen Bauteilen
- Vorrang für die Verwendung von gut erhaltenen Bauteilen und Recyclingbaustoffen bei Bauvorhaben der öffentlichen Hand in Hannover
Sofortmaßnahmen:
- Bauteil-Wiederverwendung als kommunale Aufgabe:
- Zusammenarbeit und Unterstützung der bauteilbörse hannover und aha
- Synergieeffekte zwischen Entsorgung und Wiederverwendung ausbauen
- Förderung der Bilanzierung der Bauteil-Wiederverwendung als ein Beitrag zum Klimaschutz in Hannover (Energieeinsparung, CO2 Minderung, Abfallvermeidung)
- Hinweis oder Beilage in baubehördlichen Genehmigungsverfahren oder Bewilligungsbescheiden (Pro Klima- Förderprogramm)
- Weiterbildungsmaßnahme für MitarbeiterInnen der Baubehörde durch den Bundesverband bauteilnetz Deutschland e.V.
- Übersetzung der oben genannten Standards in Modellbauvorhaben
- Fortbildung der Architekten durch Angebot des Bundesverbandes bauteilnetz Deutschland e.V.
Ansprechpartner für Ihre Ideen mit der Bauteilbörse Hannover und dem Bundesverband Bauteilnetz Deutschland: Reiner Hentschel, Telefon: 0511/123 57 428.